Emotionen, Unwohlsein und Ehrgeiz

 

Mein GP mit dem Ziel, ihn in 1:20:00 zu laufen.

 

20 Minuten vor dem Start: ich bin nervös. Vor allen Toiletten sind lange Schlangen. Ich suche mir eine im Wankdorf-Center – ganz schön zeitaufwendig. Mein Start in Block 14 (16:20 Uhr) fällt wohl ins Wasser.

 

16:22 Uhr: ich renne zum Start. Mit dem Startblock 16 begebe ich mich auf die zehn schönsten Meilen der Welt. Mit dem Gedanken, jeden Kilometer unter 5:00 Minuten zu laufen, gehe ich den Lauf schneller an als die Mitläufer im selben Block. Die ersten drei Kilometer laufe ich in 4:20, 4:53 und 4:39 – viel zu schnell für meine Verhältnisse.

 

Mein Puls steigt bereits auf 184 Schläge pro Minute. Leider muss ich einen Gang zurückschalten. Die Sonne macht mir sehr zu schaffen, ich freue mich auf den ersten Verpflegungsposten mit den Wasserkanistern. Mein Kopf schmerzt und ich fange an, mir Gedanken zu machen. «Wieso tue ich mir das an?», «Kann ich den GP so fertig laufen?» und ähnliche Dinge schiessen mir durch den Kopf.

 

Ich schalte noch einen Gang runter und laufe jeden Kilometer zwischen fünf und sechs Minuten. Das entspricht überhaupt nicht meiner Zielsetzung. Aufgeben kommt aber ganz sicher nicht in Frage.

 

Wann immer möglich renne ich im Schatten und bei jeder Möglichkeit kühle ich meinen Kopf. Kilometer acht renne ich aufgrund der Steigung in 6:18. Positive Gedanken kommen auf. «Im Training hatte ich auch miese Gefühle, die gingen auch vorbei». Bis Kilometer 13 laufe ich ziemlich konstant um die 5:30.

 

Immer wieder stehen Anwohner mit dem Gartenschlauch am Streckenrand. Meine Helden des Tages! Die Zuschauer und die Musiker tragen die Läufer regelrecht in Richtung Ziel. Ich fühle mich nun besser und kann noch leicht anziehen. Kilometer 14 laufe ich in 5:23, Kilometer 15 mit dem Aargauerstalden in 5:56. 5:11 steht beim letzten kompletten Kilometer auf der Uhr.

 

Die letzten paar Meter gehen mit einer Pace von 4:35 in die Bücher. Die Zeit im Ziel: 1:27:12 ...

 

Meine Erwartung habe ich um etwas über 7 Minuten verfehlt. Ich bin anfangs ziemlich enttäuscht, da ich schneller laufen kann. Aufgrund der schlechten Vorbereitung direkt vor dem Start und dem Unwohlsein während der ersten Hälfte darf ich wohl trotzdem mit meiner Leistung zufrieden sein.
 

Weiter geht's, der Jungfrau Marathon ist «erst» im September.


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Facts:

Ø HF: 176 bpm
Max. HF: 187 bpm