Folgende zwei Hauptziele wollte ich erfüllen:
- Zielzeit um die 5 Stunden, am besten knapp darunter
- Lauterbrunnen (km 21) bis Lauterbrunnen (km 26) bei der Sache sein und Gas geben
 

Bereits um 7:30 Uhr bin ich mit meiner sehr geschätzten Begleiterin Rahel in Interlaken und kann mich in aller Ruhe auf den Start vorbereiten. Vor den Toitois hat es noch keine Schlangen und die Nervosität hält sich in Grenzen. Gemütlich ziehe ich mich um, montiere den Brustgurt, den ich fast zu Hause vergessen hätte und gehe schlussendlich eine gemütliche Runde einlaufen.

Kurz vor dem Start ein paar kleine Schwätzchen, somit ist auch die letzte Nervosität weg. Nach der Nationalhymne gehts dann los auf die schönste Marathonstrecke der Welt. (vom Hörensagen) :)
Nach einem gemütlichen ersten Kilometer finde ich schnell einen tollen Rythmus und absolviere die ersten 15 km in tollen 1:17.59,7 (Rang 1440 von 3180 klassierten Männern). Ich kann meinen Rythmus mehr oder weniger sauber durchziehen und komme nach 1:54.40,2 bei Kilomter 21 durch (Vergleich 2014: 2:18.27,9). Nun kommt eines meiner Hauptziele, die fünf Kilometer in Lauterbrunnen etwas zulegen und konzentriert bleiben. Auf diesem Abschnitt bin ich sagenhafte 5 Minuten und 40 Sekunden schneller als im Vorjahr. Ich kann es selber kaum glauben, auf den ersten 26 Kilometern habe ich mich in einem Jahr von 2:47.54,1 auf 2:18.26,7 verbessert, das ist fast eine halbe Stunde.

 

Da war die Welt noch in OrdnungMit einem super Gefühl gehe ich in die Wand nach Wengen. Oben angekommen will ich erneut Gas geben und fühle dass sich meine Beine plötzlich etwas komisch anfühlen. Es dauert nicht lange und ich werde von Krämpfen in beiden Oberschenkeln geplagt. Ich muss einen kurzen Stopp einlegen. Durch ein wenig dehnen verspreche ich mir Besserung ... falsch gedacht, auch andere Muskeln verkrampfen sich und ich muss mich in wohl ziemlich witzigen Posen ans Rasenbord lehnen und die Beine entspannen. «So schaffst du es wohl kaum auf die kleine Scheidegg» denke ich mir kurz, aber soll ich aufgeben? NIEMALS! Nach ein paar Minuten kann ich wieder ein paar vorsichtige Schritte gehen. Ich kämpfe mich bis zum nächsten Sanitätsposten, wo ich mir die Beine massieren lassen kann. Nach ein paar Minuten fühlt sich das schon viel besser an und ich versuche gleich wieder Gas zu geben. Die Freude währt leider nur kurz und ich muss wieder «wandern» und hoffen, dass ich den nächsten Sanitätsposten erreiche. Erneut lasse ich mir die Beine massieren, diesmal etwas länger. Ich überdenke meine Zielsetzung und will sicher ins Ziel kommen. Immer wieder versuche ich zu rennen, doch die Beine machen nicht so ganz mit, wandern ist angesagt. Kurz vor der Verzweigung Wixi sehe ich ein bekanntes Roggwiler Gesicht, Markus Meyer, auch er hat Beschwerden. Ca. 15 Minuten gehen und sprechen wir zusammen. Markus ist abgelenkt und hat seinen Schmerz fast vergessen und ich lasse mir zum fünften und letzen Mal an diesem Tag die Beine massieren. Die atemberaubende Aussicht auf die Berge kann ich jedoch nur bedingt geniessen, die Massage ist wunderbar aber doch ziemlich schmerzhaft. Sehr dankbar umarme ich nach 15 Minuten «meine» Masseurin und gehe weiter. Sie sind die Engel des Jungfrau Marathons! Ich kann nicht in Worte fassen, wie dankbar ich den Damen und Herren bin. 


Nach 6:06.48,9 erreiche ich wieder rennend das Ziel und kann meine Premierenzeit doch noch um knapp 4 Minuten verbessern. Nächstes Jahr wird die Mission «Jungfrau Marathon unter fünf Stunden» erneut in Angriff genommen. Wir werden sehen ob nicht noch was viel besseres dabei rauskommt. Die Motivation ist grösser denn je.

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an die Organisation des Jungfrau Marathons und an alle Helfer (speziell an die im Text erwähnten Engel, ohne Sie hätte ich es dieses Jahr nicht bis nach oben geschafft). Sie machen diesen Tag zu einem unvergesslich Erlebnis. Der Jungfau Marathon ist für mich der tollste Laufanlass, an dem ich bisher teilgenommen habe. Ein absolutes MUSS für jeden Läufer.

Wir sehen uns 2016 an meinem dreissigsten Geburtstag!

Fotos: alphafoto.com 

 

Fast im Ziel